Gävle 1648
von Nikodemus Tessin d. Ä.

1605 war die Stadtkirche in Gävle niedergebrannt. Die Abbauarbeiten der Ruine begannen aber erst 1638, da die Finanzierung des Neubaus den Bürgern schwer fiel. 1646 machte Königin Christina den Vorschlag, den sich hinschleppenden Bau abzubrechen und das alte Schloss der Stadt zum Geschenk zu machen. Die Bürger sträubten sich energisch dagegen und so wurde der Kirchenbau fortgesetzt und 1654 vollendet. Erst 1652 bequemten sich die Kleinstädter nach strenger Ermahnung durch den Landeshauptmann zum Ausbau der Straßen, zu je einer gradlinigen Längs- und Querstraße. Die Anregung zum Tausch von Kirche und Schloss könnte von Nikodemus Tessin d. Ä. stammen. Er sah vor, die reglose Bebauung am Fluss - die nun folgte - in ein größeres Rechteck umzuformen, welches aufgeteilt werden sollte in längliche Straßenrektangel. Es handelte sich hier um eine offene Stadt, die nur vom gesetzlich obligatorischen Zollzaun eingehegt wurde, ähnlich wie in Falun. Nördlich vom Fluss lag der Markt, der durch Verkürzung von zwei Wohnquartieren gebildet wurde. Die kleine östliche Hälfte des Stadtgebiets hatte Tessin durch einen von Straßen begleiteten, sehr schmalen Kanal abgetrennt. Damit wurde die Bürgerschaft mit dem Markt und der Stadtkirche von dem Stadtbereich mit dem Schloss, Schlossgarten und öffentlichem Park abgeschieden. Das neue Schloss war mit dem Straßennetz durch keine Achsen verbunden, aber dennoch wurde der Park abgetrennt gehalten. Originalität und abgewogene Unterteilungen charakterisieren den Plan von Gävle, durch die klaren Platzformen und den öffentlichen Park. Schon allein durch diese Leistungen hob sich Tessin aus der Gewöhnlichkeit der meisten Städteprojekte hervor.
[Rebecca Hoßbach/ Gregor Thomsen]

Bildquelle: Eimer. Abb. 192, Seite 331.

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